Montag, 8. September 2008

Meridian Spa, Eppendorf

Es gibt in Hamburg ein Saunagespenst, das ich noch aus der Zeit kenne, in der ich nur im Bäderland in die Sauna ging. Und obwohl das nur einmal im Monat vorkam, traf ich das Gespenst so oft, dass man leider davon ausgehen muss, dass es täglich unterwegs ist. Das Saunagespenst ist ein sehr, sehr alter Mann, so alt, dass man ihn eigentlich respektvoll, höflich und freundlich behandeln müsste. Und genau das nutzt er aus für seinen Spuk. Er sitzt so da in der Sauna, um ihn herum drei ältere dicke Damen und sieben Männer, und dazwischen zwei nette hübsche junge, und eine davon quatscht er früher oder später unweigerlich an. Immer unter einem harmlosen Vorwand wie Uhrzeiten, Aufgüsse... und wenn sie ihm respektvoll, höflich und freundlich antwortet, dann muss sie sich innerhalb von 20 Sekunden etwas sagen oder fragen lassen, was ihr garantiert den Tag vermiest oder wenigstens den Saunabesuch. Die Ärmste wird zur Gefangenen ihrer eigenen Höflichkeit und kann sich nicht wehren. Mir ist das auch schon zwei mal passiert! Wäre er 50 Jahre jünger, könnte man ihm eine kleben und würde sich später an diesen Moment mit großer Genugtuung erinnern. Mit einem 100jährigen geht das nicht. Man ohrfeigt nicht Ernst Jünger. Einmal habe ich erlebt, dass eins der Mädchen sich anders gewehrt hat als mit Rot werden oder weg gehen, und die durfte sich dann Bemerkungen vom restlichen Saunapublikum anhören, als hätte sie ihn gefragt, ob sie „da mal hinfassen“ dürfte statt umgekehrt. Jetzt könnte man denken, herrlich, diese Frische und Frechheit bei einem so alten Menschen, das ist doch schön! Aber ich weiß nicht.

Neulich war der alte Bock im Meridian. Zum ersten Mal. Ich bin zusammengezuckt und dachte, schön, nun hat die Entspannung hier also auch ein Ende, wirst Du Dir wohl einen anderen Laden suchen müssen – da war er auch schon dran an einer jungen Frau, die da ganz unschuldig saß und einfach nur ihre Ruhe haben wollte.

Er: Fräulein, wissen Sie, ob der nächste Aufguss was mit Zitrus ist?
Sie: Ja, was mit Orange glaub ich.
Er: A propos, können Sie sich ein bisschen mehr in meine Richtung drehen, ich kann das schöne Obst ja gar nicht richtig sehen?
Sie: Harrr. Ich hol jetzt den netten Bademeister da draußen, der schmeißt sie hier ruckzuck raus. Oder wir vergessen das alles ganz schnell. Aber GANZ schnell!

Andere Badegäste: (kurzes Schweigen) (kurzes Schweigen) (Moment, in dem es so scheint, als würde jetzt jemand was sagen, aber dann doch nicht) (Dann lieber längeres Schweigen.)

Da saß er dann noch zwei Minuten und schwitzte, ich hoffe, auch vor Scham.

Niemand hat so was gesagt wie „Na na“ oder „Das muss doch nicht sein, junge Frau“.

Seitdem habe ich das Saunagespenst hier nie wieder gesehen.

Dafür liebe ich das Meridian. Das erscheint manchen vielleicht als eine ziemlich niedrige Messlatte für die Liebe zu einem Spa, aber ich hab ganz anderes erlebt! Ich bleibe also dabei, dass ich dafür das Meridian liebe und dafür, dass es immer genug Decken, Liegen, X-Trainer, Plätze im Pilates-Kurs, Spinde, Duschen, Klopapier, Platz, Licht und Luft gibt.

Aber wenn ich trotz meiner großen rundum-Zufriedenheit einen Wunsch äußern könnte – nur einen – dann würde ich mir wünschen, dass weniger Mitglieder auf die Idee kämen, im Sommer nackt und im Schneidersitz eine warme Mahlzeit auf ihrer Liege zu verzehren. Das wär schön. Aber wenn es sein muss – gerne weiter, ich kann auch damit leben, ich wollte ja nur... ach, muss auch nicht jeder Traum in Erfüllung gehen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also.. da fällt mir nur ein. DISKRIMINIERUNG im Meridian Eppendorf!
https://www.yelp.de/biz/meridianspa-eppendorf-hamburg-2?hrid=6-JrecH2x08-u8PtyOPxgw&utm_campaign=www_review_share_popup&utm_medium=copy_link&utm_source=%28direct%29

ich finde eure Antwort (Beitrag auf Yelp wohl gemeldet und von Yelp gelöscht) und euer Gebahren gegenüber @Sam und dem Pächter und auch gegenüber eurer Mitarbeiter einfach eine Unverschämtheit. Ihr gebt insgeheimen die Diskriminierung eigentlich zu und merkt es nicht einmal.

Diskriminierung beginnt genau da. Ihr wollt es einigen wenigen (älteren Semestern womöglich) Recht machen und beschneidet dabei das Recht der anderen Mitglieder ihre Sprache zu sprechen?

Hätte ich das gewusst, daß bei euch eine solche Denke herrscht, wäre ich niemals Mitglied geworden. Ich lasse den Vertrag jetzt auslaufen und verlängere bewusst nicht mehr.

Zudem habe ich desöfteren den Unmut eurer Bediensteten erfahren. Die Mitarbeiter bei euch werden ja bekanntlich nicht wirklich gut bezahlt. Vielelicht mit eines der Gründe, warum ihr auf Migranten ausweicht? Diese Menschen haben nun mal die Zugabe mehrsprachig zu sein. Und das ist gut so!

Das ihr selbst Kunden mit eurem Kleingeist in ihren Rechten beschneiden wollt ist echt unmöglich.

Ihr solltet euch wirklich schämen.
Ich bleibe da auch gerne weg. Das wars von mir.